Aktives Grundwassermanagement für eine ökologische und klimafeste Bewirtschaftung
Grundwasser ist unsere wichtigste Ressource für die Trinkwasserversorgung. Allerdings ist das Grundwasserangebot für die Wassergewinnung im Rhein-Main-Gebiet sehr unterschiedlich verteilt. So reichen beispielsweise in Frankfurt die lokalen Ressourcen nicht für die Trinkwasserversorgung der Stadt. Auch in Wiesbaden und den umliegenden Kreisen im Rheingau und Taunus sind meist keine ausreichenden Grundwasservorkommen für eine zuverlässige Wasserversorgung vorhanden. Mit unserem regionalen Trinkwasserleitungsverbund sorgen wir seit vielen Jahrzehnten für einen nachhaltigen Ausgleich von Wasserdargebots- und Wasserbedarfsregionen.
Dabei denken wir schon heute an morgen: Für die kommenden Jahre und Jahrzehnte rechnen wir mit einer wachsenden Bevölkerung in der Rhein-Main-Region. Gleichzeitig wird es zu noch heißeren und trockeneren Sommern kommen. Um diese Bedarfsspitzen auszugleichen, passen wir schon heute unsere Infrastruktur entsprechend an.
Im Fokus
Integriertes Wasserressourcen-Management
Infiltration nach Grundwasserstand
Mit unserem integrierten Wasserressourcen-Management steuern wir aktiv die Grundwasserstände. Dazu infiltrieren wir bedarfsgenau aufbereitetes Oberflächenwasser aus Rhein und Main als Brauchwasser. Bei der Infiltration wird dieses Brauchwasser zum Beispiel über mit Filtersand gefüllte künstliche Gräben versickert und ergänzt das natürlich durch Regen gebildete Grundwasser. So lässt sich der Grundwasserstand regulieren und die Grundwasserentnahme sichern.
Die Basis für die Steuerung der Infiltration ist die Überwachung der Entwicklung des Grundwasserstands innerhalb und außerhalb des Infiltrationseinflusses. Sie wird im Hessischen Ried monatlich an rund 850 Grundwassermessstellen zwischen Lampertheim und Groß-Gerau gemessen. Auch die Grundwasserbewirtschaftung im Gewinnungsgebiet des Frankfurter Stadtwalds wird auf diese Weise überwacht und gesteuert.
Wassergewinnung als Teil des Wasserkreislaufs
Grundlage der Wassergewinnung ist der natürliche Wasserkreislauf. Um den Wasserbedarf und das verfügbare Wasserdargebot auch unter dem Aspekt des Klimawandels langfristig ausbalancieren zu können, ist die Infiltration von aufbereitetem Oberflächenwasser aus Rhein oder Main und die Speicherung des Wassers in geeigneten Grundwasserleitern ein wichtiger wasserwirtschaftlicher Teilprozess.
Aufbereitung von Flusswasser für die Infiltration
Am Schwanheimer Ufer in Frankfurt-Niederrad wird seit 1959 Mainwasser zu Brauchwasser aufbereitet. Dieses Wasser wird über ein eigenes Brauchwassernetz zu den Wassergewinnungsanlagen im Frankfurter Stadtwald geleitet und dort in der Nähe der Brunnen versickert. Auf diese Weise wird der Grundwasserstand unter dem Stadtwald zuverlässig auf einem für die Natur verträglichen Niveau gehalten. Dieses System ist im Wasserrecht für die Wasserwerke im Stadtwald festgeschrieben und wird behördlich überwacht. Es diente als Vorbild für die Rheinwasseraufbereitung des Wasserverbands Hessisches Ried in Biebesheim, die 1990 in Betrieb genommen wurde.