Mit einem offiziellen ersten Spatenstich haben am Mittwoch die Tiefbauarbeiten für den ersten Bauabschnitt der neuen Riedleitung der Hessenwasser begonnen. Der vier Kilometer lange Leitungsabschnitt mit einem Durchmesser von einem Meter wurde im Mai 2016 vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt. Er führt entlang der Trasse der bestehenden Leitung östlich der Horlache von Rüsselsheim-Haßloch im Wald bis nach Raunheim. Im Rahmen einer Feierstunde betonten die Verantwortlichen in Anwesenheit von Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid die besondere Bedeutung dieses Projektes für die sichere Trinkwasserversorgung des Ballungsraumes.
Andreas Niedermaier, Entega-Infrastruktur Vorstand und Aufsichtsratsvorsitzender der Hessenwasser, verwies auf die zentrale Funktion der Riedleitung als Teil des von Hessenwasser betriebenen regionalen Leitungsverbunds. Ohne die Riedleitung, stellte Niedermaier fest, seien Wachstum und wirtschaftlicher Erfolg der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main nicht denkbar.
Wie manche Brücken und Autobahnen habe auch die regionale Wasserversorgungsinfrastruktur an einigen Stellen ein Alter erreicht, an dem die Funktionstüchtigkeit der Systeme abnehme. Hinzu komme eine über die Jahre gewachsene Bedeutung der Grundwasserressourcen im Hessischen Ried für die Wasserversorgung des Ballungsraums. „Das Alter der 1964 in Betrieb genommenen Leitung und die steigende Belastung erhöhen die Dringlichkeit einer zweiten Riedleitung“, erklärte Niedermaier. Dies habe auch die Situationsanalyse der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main unmissverständlich festgestellt. Ein weiterer Verzug in der Umsetzung des Fahrplans für den Bau der zweiten Riedleitung sei versorgungstechnisch nicht zu verantworten.
Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid hob die Komplexität des vorliegenden Genehmigungsverfahrens hervor, an dem im Regierungspräsidium sechs Fachdezernate und 24 Fachbehörden beteiligt waren und im Rahmen dessen alle Auswirkungen der Maßnahme unter anderem auf Natur und Umwelt sorgfältig geprüft wurden. „Die konstruktive Zusammenarbeit zwischen meinem Haus und Hessenwasser hat in einem angemessenen Zeitrahmen zu einer verlässlichen und sachgerechten Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen für dieses wichtige Infrastrukturprojekt geführt“, stellte Lindscheid fest.
Auch die Geschäftsführerin der Hessenwasser, Elisabeth Jreisat, äußerte sich positiv zum Ablauf des Genehmigungsverfahrens. Ihr sei es zum ersten Spatenstich ein besonderes Anliegen, deutlich zu machen, dass der Bau der zweiten Riedleitung nicht gleichzusetzen sei mit einer Steigerung der Wasserbeschaffung aus dem Ried auf Kosten der Natur. „Jedem Kubikmeter Grundwasser, der aus den Anlagen der Hessenwasser im Hessischen Ried gefördert wird, entspricht in der Bilanz einem halben Kubikmeter Brauchwasser aus der Aufbereitungsanlage des Wasserverbandes Hessisches Ried, der zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Grundwassers in den Untergrund infiltriert wird“, betonte Jreisat. Es müsse aber auch ganz deutlich gesagt werden, dass es beschaffungsseitig keine Alternative zur Nutzung der Grundwasserressourcen im Hessischen Ried für die Sicherung der Wasserversorgung der Metropolregion gebe.
Die Riedleitung sichere die Trinkwasserversorgung des Ballungsraums durch die Verbindung mit einer nachhaltigen und klimaunabhängigen Grundwasserbeschaffung. Daran liege seit der Einführung des Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried vor etwa 20 Jahren die ökologische und zukunftsorientierte Bedeutung dieses Teils des regionalen Leitungsverbunds für die Trinkwasserversorgung der Metropolregion Rhein-Main.