Der Bereich Wasserwirtschaft legt in der neuen Wasserinformation eine Bilanz des hydrologischen Winterhalbjahres 2021/2022 vor und gibt einen Ausblick auf die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf.
GRUNDWASSERNEUBILDUNG IN SÜDHESSEN
Im abgelaufenen Winterhalbjahr gab es in Südhessen bei überwiegend leicht unterdurchschnittlichen Nie-derschlags- und Sickerwassermengen eine geminderte natürliche Grundwasserneubildung. Als Ausnahme wurden im südlichen Ried durchschnittliche Mengen gemessen. Die Witterung im Winterhalbjahr führte zu einem normalisierten Trinkwasserbedarf. Dazu trug zum Teil auch die Corona-Pandemie mit ihren Auswir-kungen auf die Pendlersituation im Ballungsraum bei.
ENTWICKLUNG DER GRUNDWASSERSITUATION
Das hydrologische Sommerhalbjahr startete im Mai zu warm und zu trocken. Die Bodenfeuchte bis in grö-ßere Tiefen südlich des Mains war im Mai bereits rückläufig und entwickelte sich bezüglich der Vegetation zu einer Dürre. In den Porengrundwasserleitern Südhessens die Grundwasserneubildungsperiode wie in jedem normalen Sommer beendet. Die Phase des sommerlichen Grundwasserstandsrückgangs hat begon-nen. In den flachen Grundwasserleitern der Mittelgebirge hängt die weitere Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen stärker von den weiteren Sommerniederschlägen ab.
RESSOURCEN FÜR DIE WASSERvERSORGUNG SIND GESICHERT
In den durch Infiltration unmittelbar oder durch Bewirtschaftung im Leitungsverbund mittelbar gestützten Gewinnungsgebieten im Frankfurter Stadtwald und im Hessischen Ried befinden sich Grundwasserstände trotz leicht unterdurchschnittlicher natürlicher Grundwasserneubildung durch angepasste Steuerung von Entnahme und Infiltration weiterhin auf mittlerem Niveau. Die öffentliche Wasserversorgung im Leitungs-verbund ist daher ressourcenseitig auch im Falle eines weiteren Hitzesommers oder Trockenjahres 2022 gesichert, weil die Grundwasserbewirtschaftung und die Wasserrechte für Hessenwasser auf mehrjährige Trockenperioden (1971-76 / 1990-93) hin bemessen wurden.
INTEGRIERTES WASSERRESSOURCENMANAGEMENT UND BRAUCHWASSERNUTZUNG
Durch die Infiltration von zusammen bis zu 43 Mio. m³/a im Ried und Stadtwald besteht eine umfangreiche Brauchwassernutzung und so ein sicheres Grundwasserdargebot für den Leitungsverbund. Lokale Eng-pässe in der Tagesspitzen-Wasserversorgung können dagegen insbesondere bei längerer Trockenheit und Hitze lokal durch bedarfsseitige Überlastung der technischen Versorgungsinfrastruktur nicht ausgeschlos-sen werden.
Das erfolgreiche integrierte Wasserressourcenmanagement hat sich nun schon seit über 20 Jahren be-währt, auch in der letzten Trockenperiode seit 2018. Der wasserrechtliche Grundwasserstandskorridor
(witterungsbedingte Bandbreite) wird mit stabilen Grundwasserständen gut eingehalten. Aufgrund lokal sehr hoher Flurabstände ist 2022 örtlich begrenzt auch eine weniger günstige Grundwasserstandssituation möglich. Die nach Grundwasserständen angepasste Infiltration lässt im Leitungsverbund ressourcenseitig sowohl künftige Nass-, als auch Trockenperioden beherrschen. Sie wirkt ausgleichend auf natürliche Schwankungen und auf volatile Auswirkungen des Klimawandels. In der wachsenden Metropolregion kommt daher der Stärkung der Grundwasseranreicherung eine hohe Bedeutung für die sichere Zukunft der Wasserversorgung zu.